Ins Jahr 1961 geht die Gründung des heutigen landwirtschaftlichen Lohnunternehmens Tobias Kögel zurück...
Durch seine Tätigkeit als Metzger und landwirtschaftlicher Helfer hatte der damals 21- jährige Edmund Kögel viele Kontakte zu den umliegenden Landwirten. Angespornt durch die überzeugenden Worte dieser Landwirte, liess sich der damals schüchterne junge Bursche Edmund Kögel dazu hinreissen, einen eigenen Mähdrescher zu kaufen.
In der Familie Kögel war es nicht fremd, Dreschdienste zu übernehmen, da bereits 1938 Leopold Kögel eine fahrbare “Ködel & Böhm” Dreschmaschine hatte. Mit dieser fuhr er zu den Landwirten und dort wurden, wie zur damaligen Zeit üblich, die Getreidegarben am Hof ausgedrescht.
Dreschmaschine Erster Mähdreschereinsatz im
aus dem Jahr 1938 Schwarzwald 1961
Edmund Kögel ging also 1961 mit seinem “Fahr MDL” Mähdrescher, den er von Albert Gänswein aus Riedern am Wald bezogen hatte in die Ernte. Mit 34 PS und 1.80 m Schnittbreite startete Edmund Kögel sein Unternehmen. Ausgestattet war der “Fahr MDL” mit einem Absackstand, da zur damaligen Zeit der Transport von offenem Getreide nicht üblich war, weil Kippfahrzeuge in der hiesigen Landwirtschaft noch nicht zum Einsatz kam.
Gleich – noch vor der ersten Ernte im heimatlichen Schwarzwald – war für Edmund Kögel klar, dass er seinen Mähdrescher mit einem Frühdruschgebiet besser auslasten wollte. Ganz spontan fasste er den Mut und fuhr im 10 km/h Takt Freiburg – Emmendingen, durch das Stadttor von Emmendingen durch, das aus heutiger Sicht für uns das Tor zur zweiten Heimat wurde. Nach weiteren Kilometern machte er Halt in der Gemeinde Weisweil um dort nach Arbeit zu fragen. Oskar und Hedwig Matthiß empfingen den 21 Jahre jungen Burschen aus dem Schwarzwald freundlich und bestätigten ihm, dass er in der Gemeinde Weisweil ausreichend Arbeit findet. Edmund Kögel fand bald seine ersten Kunden und Familie Matthiß bot ihm an,
dass er in der Erntezeit bei ihnen wohnen kann. Zusätzlich übernahm Oskar Matthiß auch die Einteilung der Dreschaufträge.
Der Aufenthalt bei Familie Matthiß wurde für Edmund Kögel wie eine zweite Familie.
Stadttor von Emmendingen Oskar und Hedwig Matthiß
Der erste Sommer ging übers Land und Edmund Kögel kehrte mit seinem Mähdrescher in den Schwarzwald zurück um auch dort seine Dreschaufträge auszuführen. Als die Saison zu Ende ging zählte er sein verdientes Geld und legte sein für ein Auto angespartes Kapital noch dazu, so dass er am 15.09.1961 den
“Fahr MDL” Mähdrescher komplett bezahlen konnte.
1962 setzte Edmund Kögel seine Tätigkeit als "Lohnunternehmer" voller Eifer fort und bald zeichnete sich eine Steigerung der Auftragslage ab. Ausgestattet mit seinem Elan und dem geweckten Unternehmergeist war für die dritte Ernte im
Jahre 1963 bereits so viel Arbeit vorhanden, dass Edmund Kögel sich einen zweiten Fahr MDL Mähdrescher kaufte, der dann damals von seinem Bruder Werner Kögel gefahren wurde.
Inzwischen war die Weiterentwicklung der Technik an den Landwirten nicht mehr spurlos vorbeigegangen. Die bisher im Einsatz gewesenen Mähbinder mit denen jeder sein Getreide selbst gemäht und dann zuhause mittels Dreschmaschine
ausgedrescht hatte, wurden durch die revolutionäre Erfindung des Mähdreschers immer mehr auf den Höfen abgelöst. Dies war dem Jungunternehmer Edmund Kögel ein Ansporn, aufgrund weiterhin steigender Auftragslage bereits im Jahre 1965 einen dritten Mähdrescher anzuschaffen. Dies war dann schon eine
"Fahr M66"- Maschine mit Korntank und einer Schnittbreite von 2,80 m und mit einem 6 Zylinder Deutz Motor ausgestattet.
Im Jahre 1966 heiratete Edmund Kögel seine Ehefrau Lorelies. Inzwischen hatte er auch den elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb übernommen. Lorelies wuchs von Beginn an auch mit in den landwirtschaftlichen- und den Lohnunternehmerbetrieb hinein. Da Lorelies sich sehr gut auch mit dem Betrieb identifizieren konnte, setzte sie viel Elan mit hinein, und dass kam der Firma sehr zu Gute.
Wieder zwei Jahre später – im Jahre 1968 - kam eine weitere Maschine zum Betriebsinventar hinzu. Dieses mal war es ein "Fahr M88". Das Druschgebiet der Firma Kögel weitete sich auf das Frühdruschgebiet Weisweil und Riedern, Hürrlingen, Krenkingen, Grafenhausen und Ühlingen in der Heimat aus.
Mit den Jahren ging die Entwicklung der Technik weiter voran und die "Fahr" Mähdrescher mit Absackstand wurden von den Korntank-Mähdreschern immer weiter in den Schatten gedrängt. 1971 wurden die ersten beiden Maschinen durch einen neuen "John Deere 430" Mähdrescher von der Firma Lang aus Waldshut ersetzt.
Im Jahre 1974 kaufte Edmund Kögel den ersten "Claas" Mähdrescher von der Firma Brachert aus Gottmadingen – dieser Marke blieb die Firma Kögel bis heute treu. Damals war es ein "Claas Mercator" mit einer Schnittbreite von 3,50 m.
Bis zum Ende der 70er Jahre dehnte sich das Druschgebiet immer mehr aus und umfasste inzwischen weitere Orte wie Untermettingen, Löhningen und auch schon Bereiche aus dem Wutachtal.
Anfang der 80er Jahre war der Maschinenpark auf acht Mähdrescher angewachsen und auch das Frühdruschgebiet weitete sich auf den Ortenaukreis und den Großraum Kaiserstuhl aus. 1982 wurden die Mähdrescher mit Funkanlagen ausgestattet, damit die Maschinen besser zu koordinieren waren.
Inzwischen war die Mähdrescherhalle beim landwirtschaftlichen Betrieb Kögel zu klein geworden und man entschloss sich, außerhalb des Dorfes eine 45 x 15 m große neue Mähdrescherhalle zu bauen.
Mit großem Einsatz und viel Idealismus führte Familie Kögel den Betrieb. Inzwischen waren die Kinder Eva, Christian, Sabine und Tobias geboren und aufgewachsen. Man hatte neben dem Lohnunternehmen eine Landwirtschaft mit 50 ha Feld, 110 Stück Vieh und 100 Schweinen zu bewältigen. In der Erntezeit waren
immer alle gefordert und nur auf diese Weise konnte das Unternehmen in solchem Rahmen weitergeführt werden.
1992 wurde dann der landwirtschaftliche Betrieb an den ältesten Sohn Christian übergeben und Edmund Kögel baute für seine Familie ein Haus neben der neuen Mähdrescherhalle am Ortsrand von Riedern.
Immer ein wichtiger Aspekt der Firma Kögel war es, einen beständigen und erfahrenen Fahrerstamm für die Mähdrescher aufzubauen und zu erhalten. Bereits seit 35 Jahren ist Markus Strittmatter im Unternehmen tätig und hat sich stets als treuer und sehr zuverlässiger Fahrer einen Namen gemacht. Lange
Jahre sind auch die Fahrer Michael Süß, Alexander Koblbauer und Roland Maier im Betrieb Kögel tätig. In Dankbarkeit denken wir auch an Werner Kögel, Johann Werner, Gottfried Isele, Josef Räpple und Oskar Matthiß, die lange Jahre im Unternehmen tätig waren und leider schon verstorben sind.
Während der Erntezeit war immer großer Einsatz gefordert und dennoch kamen die geselligen Stunden nie zu kurz. Reichhaltig wurden die Fahrer von Lorelies Kögel immer mit Speisen und Getränken versorgt. Tagsüber brachte sie diese mit dem Auto auf die Felder und abends traf man sich an Lore's reich gedecktem Küchentisch.
Im Jahre 2000 gelang es, das Druschgebiet nochmals zu erweitern und es kamen Flächen im Großraum Dettighofen hinzu. Strukturelle Veränderungen fanden vor allem im Frühdruschgebiet statt und so wurde die dortige Getreidefläche
immer mehr durch Maisanbau ersetzt. Diese Veränderungen kamen auch der Firma Kögel zu Gute, da so die Erntemaschinen in der Herbst-Zeit bessere Ausnutzung erlangen konnten.
2004 konnte man mit der Übernahme des Lohnunternehmen Karl Ganter vorallem die Maisdruschfläche ausweiten.
2006 wurde der Betrieb an den Sohn und heutigen Inhaber Tobias Kögel übergeben.
Seit dem Jahr 2008 drescht man auch auf dem Mundenhof in Freiburg und den Biolandbetrieb Dachswanger Mühle in Umkirch sowie in der Gemeinde March.
Im Jahr 2009 wurde der erste Feldhäcksler gekauft mit welchem Mais, Gras, GPS und Kolbenschrot gehäckselt wird.
2010 sind durch die Übernahme des Mähdreschers von Andreas Leingruber Getreidedruschflächen in der Gemeinde Wutöschingen dazu gekommen.
Durch die Übernahme der zwei Mähdrescher des Lohnunternehmens Christian Maier im Jahr 2011 konnte die Getreidedruschfläche noch einmal ausgeweitet werden.
In der inzwischen 55 jährigen Unternehmensgeschichte wurden insgesamt 40 Mähdrescher – davon alleine 35 Claas Maschinen – angeschafft. Das Druschgebiet erstreckt sich heute von Offenburg im Ortenaukreis über den Schwarzwald-Baar-Kreis und den Hochrhein bis nach Altenburg im Zollgrenzbezirk. Aufgrund dieser Weitläufigkeit entstehen für die Mähdrescher auch lange Fahrtwege. Damit am Tage in der Erntezeit nicht wertvolle Stunden für Transportwege verloren gehen, werden diese oft nachts an ihren neuen Einsatzorte umgesetzt.
Für eine immer schlagkräftige Firmenpolitik ist es auch von größter Wichtigkeit, einen treuen und guten Service-Partner zu haben. Mit der Landmaschinenwerkstatt Müller aus Bonndorf hat man ein sehr leistungsstarkes, kompetentes und zuverlässiges Unternehmen an der Hand, von dem – in der Erntezeit rund
um die Uhr - ein sehr guter Service geboten wird. Eventuelle Reparaturen werden schnellstens und vor Ort – wo immer die Maschinen ausgefallen sind – durchgeführt. Ein besonderer Dank gebührt hierbei dem Werkstattmeister Bernhard Beil.
In den Wintermonaten werden die Maschinen alljährlich gründlich gewartet und in wochenlanger intensiver Arbeit für die neue Saison technisch und optisch gerüstet.
Am 16.07.2012 verstarb für uns alle plötzlich und völlig unerwartet der Gründer und Seniorchef Edmund Kögel. Er wird uns für immer in guter und dankbarer Erinnerung bleiben.